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Index 2

16. 12. 2022 – 7. 5. 2023 Ausstellungsort Basinhalle Sonderausstellung Kurator Johana Kabíčková

In einem Raum voller Klang, Licht und Weiß entfaltet sich ein beeindruckendes weißes Objekt, das zum Nachdenken und zur Neugierde einlädt. Subtile Lücken zwischen den grobgeschnittenen Blöcken laden zu Einblick und Enthüllung von etwas Verborgenem. Die ortsspezifische Installation Index 2 ist wie Pandora-Büchse voller Rätsel und Mysterien. Doch wer sie zu öffnen versucht wird keinen Untergang oder Zerstörung finden, sondern eine in Einfachheit verborgene Wahrheit.

Das Werk von Jan und Petr Stolín ist von einer minimalistischen Bewegung inspiriert. Die Künstler bedienen sich elementarer Attribute und einfacher Geometrie, um maximale Wirkung zu erzielen. Indem sie alles Unwichtige entfernen, ermöglichen sie eine intensivere Wahrnehmung grundlegender und wichtiger Werkkomponenten des Werks und regen zur Meditation über Raum und Licht an.

Die Hauptidee der multisensorischen Installation Index 2 ist die Neuinterpretation von Raum. Beim Betreten verwandelt sich die normalerweise geräumige und luftige Basinhalle in einen engen, vernebelten Ort, in dem sich das Gefühl des Raumes verwirrt. Der Raum verliert seine ursprüngliche Bedeutung und erfordert Interaktion und Bewegung, um einen neuen Sinn zu finden. Die einheitliche massive weiße Wand des unpersönlichen Charakters zersplittert sich bei näherer Betrachtung in eine scheinbar endlose grobe Struktur. Die Textur des Materials verleiht dem Werk jedoch eine persönliche Ebene, die die Spuren des Künstlers, Spuren menschlicher Intervention und Berührung, erkennen lässt. Der allgegenwärtige und alles durchdringende Industrieklang erzeugt eine Spannung, an deren Kante das gesamte Werk Index 2 balanciert. Die eingeschlossene Spannung entweicht nur am Rande des Objekts, wo sie sich in Form nebligen Dunstes verflüchtigt.

Die Stolins arbeiten mit Materialien, die sehr präsent sind - mit reicher Textur und starker physischen Präsenz ─ sowie mit Materialien, die nicht berührt oder angefasst werden können: Klang, Licht, Nebel und leere Räume. Wir sehen nicht wirklich einen leeren Raum. Was wir sehen, sind physische Dinge, die den Raum definieren, in diesem Fall vier weiße, über sechs Meter hohe Wände. Wenn man ins Innere des monumentalen Quaders hineinblickt, hat man ein Gefühl von Uferlosigkeit, die in Nebel und grelles weißes Licht gehüllt ist, was überzeugenden Eindruck von Nichts vermittelt. Das Konzept der Leere und des Nichts wird auch durch den sich wiederholenden Akzent auf die weiße Farbe unterstützt, welche in einigen Kulturen Kontemplation oder unendlichen Raum suggerieren kann. Im Hinblick darauf büßt die Farbe Weiß nicht ihre Bedeutung ein, sondern wird im Gegenteil mit Bedeutung aufgeladen.

Heidegger behauptete, dass er zu der Aussage "Nichts ist etwas" durch die Prämisse gelangte, die lautet: "wenn nichts nichts ist (sein soll)", dann "ist nichts etwas". Er behauptete, dass es zunächst ein absolutes "Nichts" geben muss, damit es überhaupt zu einer "Negation" oder zu irgendeiner Form von Negation kommen kann. Und gerade die Begegnung mit Negativem bestätigt den Kontrast des Positiven. Die Leere ist keine Leere, denn wir kommen aus dem Nichts in Form des Urknalls und des Sternenstaubs, und doch haben wir die Macht, alles zu sein - und die Kunst ist manchmal der Ort, der uns daran erinnert.

Das resultierende allumfassende Kunsterlebnis ist dem Publikum zur eigenen Interpretation und Verständnis angeboten.

 

 

Petr Stolín studierte Architektur an der Technischen Universität Brünn. Nach der Schule arbeitete er bei Stavoprojekt Liberec und anschließend im Studio von Karel Hubáček bei SIAL. Seit 1993 arbeitet er selbstständig, 2015 gründete er mit Alena Mičeková das Studio CUBE LOVE. Er ist Sieger des Grand Prix der Architektenkammer und erfreut sich mehrerer Titel beim Wettbewerb “Das Gebäude des Jahres“. 2016 war er der erste Sieger des neu geschaffenen tschechischen Architekturpreises für sein Gebäude ZEN Houses. Zum zweiten Mal gewann er 2019 den Hauptpreis des CCA für die Realisierung des Kindergartens Nová Ruda in Vratislavice. Petr Stolín ist auch Dozent und Leiter des Lehrstuhls für Architektur an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Liberec.

 

 

Jan Stolín studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Neben seinem eigenen Schaffen arbeitet er gelegentlich mit seinem Bruder zusammen, er leitet den Lehrstuhl für Kunst an der Fakultät für Schöne Künste der TUL und ist auch als Kurator tätig. 1997 war er Mitbegründer und Leiter der Galerie “Die Aktualität des Schönen“ in Liberec und seit 2013 ist er künstlerischer Leiter der Galerie “Cube × Cube“. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und war im Jahre 2000 Finalist des Jindřich-Chalupecký-Wettbewerbs. Sein Werk ist in mehreren Sammlungen vertreten (Nationalgalerie Prag, Regionalgalerie Liberec, Sammlung zeitgenössischer Kunst in Mikulov, Sammlung von Jiří Valoch).

 

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